Zu jung für einen Hund ?

Der Lieblingszweibeiner und ich haben uns ja relativ früh für einen Hund entschieden und als Mogli bei uns eingezogen war, kam von Familie und Freunden einige Male die Frage, warum wir uns denn gerade jetzt für einen Hund entschieden hätten, weil wir ja noch so jung wären. Zum Zeitpunkt von Moglis Einzug war der Lieblingszweibeiner gerade 21 geworden, ich wurde einen Monat später 20. Also ja, dass ist relativ jung. Wobei jung ja ein relativ schwammiger Begriff ist. Man darf ab 16 mit der Erlaubnis der Eltern heiraten und Alkohol wie Sekt und Wein legal erwerben, man darf schon mit unter 18 eine Lehre beginnen oder vom Elternhaus ausziehen. Einen Führerschein darf man mit 17 Jahren machen, und Zigaretten und jede Art von Alkohol darf man ab dem Zeitpunkt der Volljährigkeit konsumieren. Mit 18 darf man dann wählen, man darf für sein Land in den Krieg ziehen und Kinder kriegen “darf” man theoretisch ab 14, wenn man offiziell Geschlechtsverkehr haben darf. Also wie alt muss man sein, wann ist man erwachsen genug um so eine Entscheidung zu treffen, die einen für die nächsten 10-15 Jahre beeinflussen wird?  Denn nirgends steht, wie alt genau man sein muss, um sich einen Hund holen zu dürfen.

Ich denke nicht, dass es ein richtiges Alter gibt, um solche lebensverändernden Entscheidungen zu treffen. Ich habe Bekannte in meinem Alter, die dieses Jahr geheiratet haben und nun ihr erstes Kind erwarten, wofür ich mich zum Beispiel auf keinen Fall “erwachsen” oder “reif” genug fühle. Ich habe auch Bekannte in meinem Alter, die noch nicht einmal einen Schulabschluss haben, geschweige denn eine Ausbildung oder ein Studium anstreben und ich kenne Menschen, die mit Mitte 50 ihr Leben offensichtlich nicht “Unter Kontrolle” haben. Der Lieblingszweibeiner wusste, seitdem wir uns kennen, von meiner Liebe für Hunde und von meinem Wunsch, irgendwann selbst einen zu haben. Wir haben lange darüber geredet, uns Gedanken gemacht, wie wir uns unser Leben vorstellen, wo wir in 10 Jahren sein wollen, was uns vermutlich erwartet und dann haben wir geschaut, ob und wie wir mit diesen Ideen in der Lage wären, einen Hund bei uns aufzunehmen. Klar hätten wir auch noch 5 Jahre warten können, aber für uns war es der bestmögliche Zeitpunkt. Ich finde, dass ganze Thema ist ein wenig wie beim Kinder kriegen, DEN perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Allerdings gibt es schon Zeitpunkte, die besser sind als andere. Wenn man keine Ahnung hat, was einem im nächsten Lebensjahr erwartet, ob man zum Beispiel studieren möchte oder lieber eine Ausbildung anfangen will, ob man alleine für den Hund verantwortlich wäre oder ob es noch einen Verantwortlichen gibt (egal ob Partner, die Eltern oder ein guter Freund), ist das vermutlich nicht der optimale Zeitpunkt, einen Hund zu sich zu holen. Hat man aber zum Beispiel einen Ausbildungsplatz und weiß wann man arbeiten muss und wie man seine Arbeitszeiten mit dem Hund in Einklang bringen könnte, könnte dies ein guter Zeitpunkt sein, sich einen Hund zu holen. Ungefähr so war es damals bei uns. 

Ich hatte Semesterferien und damit 2 ½ Monate Zeit, die ich nur dem Kleinen widmen konnte und ich konnte es mir leisten, mein Studium um 1 Semester zu verschieben, als klar war, dass Mogli mich für längere Zeit in Anspruch nehmen würde. Der Lieblingszweibeiner hatte noch 2 Wochen Zweit, als Mogli hier eintraf, bevor seine Ausbildung anfing. So konnte auch er die erste Zeit intensiv mit den neuen Familienmitglied verbringen und beide konnten sich aneinander gewöhnen. Wir wussten also, dass wir aufgrund von Ausbildung bzw. Studium so flexibel sein würden, dass wir uns ohne große Probleme um einen Hund würden kümmern können. Also sprach nichts dagegen, sich zu diesem Zeitpunkt für einen Hund zu entscheiden. 

Vielleicht wissen es einige schon, wir haben damals zuerst versucht, einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren, kamen für die Vereine jedoch nie in Frage, weil wir unter 25 waren und keinen festen Job vorzuweisen hatten. Ich behaupte jetzt einfach mal, auch ein Hund aus dem Tierschutz hätte es bei uns recht gut gehabt, es war also praktisch der Verein, der einem dieser Hunde eine Möglichkeit verwährt hat, ein neues und besseres Leben zu beginnen, nur weil die Menschen, die ihn hätten haben wollen, auf dem Papier zu jung waren.

Überhaupt finde ich es sehr merkwürdig, dass man als junger Mensch zu hören bekommt, man sei für einen Hund zu jung. Wer entscheidet eigentlich, wann man zu jung für etwas ist und ab wann zu alt. Lustigerweise kommen diese Kommentare genau von den Menschen, die so gut wie nichts über die Lebensumstände, geschweige denn über die geistige Reife des jungen Menschen wissen. Natürlich, man sollte sich mehr als einmal überlegen, ob man der Verantwortung gewachsen ist, einen Hund zu halten, mit allem was dazu gehört. Denn ein Hund ist nunmal ein Lebewesen und kein Gegenstand und sollte dementsprechend behandelt werden. Aber das Alter spielt dabei doch eher eine untergeordnete Rolle, wichtiger sind Dinge wie Verantwortungsbewusstsein und meiner Meinung nach auch eine finanzielle Unabhängigkeit, denn für mich käme es nicht in Frage, meinen Hund von meinen Eltern finanzieren zu lassen, weil ich selbst nicht genug Geld für ihn übrig habe. Aber leider kann man die Bereitschaft, die ein Mensch hat, nicht messen oder in Zahlen ausdrücken und deshalb gibt es wohl solche Regeln, dass man erst ab Alter XY das und das tun darf.

Persönlich kann ich sagen, für uns war es der richtige Zeitpunkt, wir sind denke ich erwachsen genug um uns der Verantwortung, die wir beide für Mogli tragen, bewusst zu sein. Aber was bei uns funktioniert gilt natürlich nicht für jeden, jeder muss diese Entscheidung selbst treffen. Bei uns hat diese Entscheidung ja offensichtlich zu einem braunen Ungetüm von Labrador geführt, und deshalb ist natürlich klar, dass es für uns eine wirklich gute Entscheidung war, die wir so immer wieder treffen würde. 

Gibt es für euch das perfekte Alter für einen Hund? Wenn ja warum.

 

Danke fürs vorbeischauen, Kira und Mogli