Die Kastrationsfrage bei Rüden

Diejenigen von euch, die einen Rüden haben, kennen es bestimmt. Von Freunden, aber auch von Fremden, kommt immer wieder die Frage, ob man denn vor hat, seinen Hund kastrieren zu lassen. Vor Mogli kannte ich durch meine Familie nur Schema A, einen kastrierten Hund. Die Hündin meiner Großeltern wurde kurz nach ihrer Ankunft bei ihnen mit etwas über einem Jahr aus Sicherheitsgründen kastriert. Und Frodo war, durch seine Vergangenheit (Tiere aus Tierschutzorganisationen werden ja in der Regel so schnell wie möglich kastriert) bereits kastriert. Doch als feststand, dass bei uns ein kleiner Rüde einziehen würde, habe ich mich intensiver mit dem Thema Kastration auseinandergesetzt und war überrascht, dass gerade in den letzten Jahren ein starker Trend ausgebrochen zu sein scheint, der von Schema A wegführt.
Hier einmal die verschiedenen Möglichkeiten, die ich gefunden habe. Alle Möglichkeiten, Risiken und Nebenwirkungen beziehen sich nur auf die Kastration von Rüden. Über die Kastration bzw. die Sterilisation von Hündinnen habe ich mich nicht genau informiert und kann und will daher zu diesem Thema keine fundierte Meinung abgeben.

Kurz vorweg: Es ist ein kleiner, aber sich in manchen Kreisen noch tapfer haltender “Aberglaube”, dass Rüden kastriert und Hündinnen sterilisiert werden. Sowohl Rüden als auch Hündinnen können sterilisiert und kastriert werden. Bei der Sterilisation werden bei der Hündin die Eileiter und beim Rüden die Samenleiter durchtrennt. Bei einer Kastration werden der Hündin  die Eierstöcke und oft auch die Gebärmutter entfernt. Bei Rüden gibt er für die Kastration mehrere Möglichkeiten:

 

Kastration :

Bei der Kastration werden dem Rüden beide Hoden entfernt. Dadurch werden auch die Zellen entfernt, die die Hormone bilden. Der kastrierte Rüde kann nach der Operation also viel weniger Testosteron, also das Sexualhormon, bilden. Nach dieser Operation  ist der Rüde nicht mehr in der Lage, sich fortzupflanzen. Die Kastration soll hypersexuellen Rüden und deren Besitzern helfen, da die Rüden ohne den starken Sexualtrieb in entsprechenden Situationen deutlich entspannter reagieren. Zudem kann der Rüde nicht mehr an Hodenkrebs erkranken. Allerdings kann eine Kastration auch Risiken mit sich bringen. Abgesehen davon, dass die Kastration aufgrund der Vollnarkose ein Risiko für sich darstellt, kann es bei dem Rüden nach dem Eingriff zu “Nebeneffekten” kommen. Kastrierte Rüden weisen oft ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Inkontinenz, verschiedene Krankheiten und starke Verhaltensveränderungen auf. Dazu können Unsicherheit, Angst und Aggressionen zählen.

 

Frühkastration:

Vom Vorgehen her passiert hierbei das Gleiche wie bei der normalen Kastration. Der Unterschied liegt im Alter des Patienten und ist auch der entscheidende Kritikpunkt. Bei der Frühkastration wird der Hund vor dem Einsetzen der sexuellen Reife kastriert. Somit soll verhindert werden, dass der junge Rüde ein “Opfer” seiner einsetzenden Sexualität wird. Einen großen gesundheitlichen Nutzen gibt es für diese frühe Kastration jedoch nicht, da das generelle Krebsrisiko laut Studien nicht nennenswert gesenkt wird und zudem die gleichen Nebenwirkungen wie bei der normalen Kastration eintreten können. Zudem kann es für den jungen Hund sehr unangenehm sein, sich sexuell nicht entwickeln zu können, da es sich hierbei um einen natürlichen Prozess handelt. In dieser Phase macht der Hund eine starke Entwicklung durch, welche allerdings zum Erwachsenwerden des Tieres gehört und völlig normal ist. Hinzu kommt, dass das Ausbleiben der sexuellen Reife durch eine Frühkastration zu starkem Problemverhalten, Unsicherheit und zu guter Letzt laut einigen Studien zu einem erhöhten Krankheitsrisiko führen kann. (Ähnlich wie bei der „normalen“ Kastration, nur sind die Risiken bei der Frühkastration den Studien nach oft deutlich größer) Viele Tierärzte und Forscher raten daher von einer zu früh stattfindenden Kastration ab und empfehlen, den Rüden erst kastrieren zu lassen, wenn er ausgewachsen ist und seine Pubertät beendet ist.

 

Chemische Kastration:

Bei der chemischen Kastration wird dem Rüden nichts operativ entfernt, sondern ein Hormonchip unter die Haut gesetzt. Dieser sondert dann dauerhaft ein Hormon ab, welches dazu führt, dass die Hormondrüsen die Produktion der Geschlechtshormone einstellen. Es kann jedoch einige Wochen dauern (um die 4 Wochen), bis der Chip seine Wirkung zeigt. Es gibt einen Chip, der ungefähr 6 Monate hält, und einen, der bis zu 12 Monate wirken kann. Der Kastrationschip bietet eine gute Möglichkeit um sicherzustellen, ob der eigene Rüde wirklich hormonelle Probleme hat und eine Kastration ratsam wäre. Zudem kann der Chip bei Hunden eingesetzt werden, die aus gesundheitlichen Gründen keine Operation verkraften könnten. Die möglichen Nebenwirkungen sind bei dieser Methode sehr gering, es kann zwar zu Harnproblemen oder Verhaltensveränderungen kommen, allerdings geschieht dies wohl äußerst selten.  Zudem kann man seinen Hund mit Hilfe eines solchen Chips auch nur einmalig für eine gewisse Zeit, “kastrieren” da der Rüde nach Ablauf des Chips wieder „intakt” sein sollte. Dies kann gerade für Züchter eine gute Möglichkeit darstellen.

 

Kastration ist nicht immer eine Lösung:

Auch hier hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. Während früher die Kastration als eine Art Universallösung für alle Probleme galt, weiß man heute, dass nicht jedes Problem mit der Kastration behoben werden kann. Einzig und allein für hypersexuelle Rüden, also für Hunde mit einem zu stark ausgeprägtem Sexualtrieb, bietet die Kastration eine Lösung. Das bedeutet, dass auch nur Probleme, die durch diese Hypersexualität hervorgerufen werden oder mit ihr zusammenhängen, auf diese Art gelöst werden können. Verhaltensprobleme haben oft einen anderen Ursprung, welcher sich nicht durch eine Kastration beheben lässt. Daher ist es auf jeden Fall immer empfehlenswert, sich vorher genauestens mit dem Tierarzt und/oder dem Hundetrainer zu besprechen, ob eine Kastration für den eigenen Rüden überhaupt in Frage kommt. Eine Kastration kann natürlich eine Vorbeugungsmaßnahme gegen Krankheiten wie Hodenkrebs darstellen, allerdings birgt die Operation an sich und die möglichen Nachwirkungen spezielle Risiken, über die sich ebenfalls im Vorhinein informiert werden sollte.

 

Für uns kommt momentan jedoch keine der oben genannten Möglichkeiten in Frage. Mogli ist für uns mit seinen knapp 1 ½ Jahren einfach noch zu jung, um kastriert zu werden. Gerade bei Labradoren, die eine mentale Welpenphase von bis zu 3 Jahren haben können, kann man nicht wirklich sagen, wann der Hund aus der Pubertät rausgewachsen ist. Und mitten in dieser Phase fände ich eine Kastration nicht ratsam, da der Hund sich einfach noch zu sehr verändern kann und sich eine Kastration sehr negativ auf den jungen Rüden auswirken kann. Wir warten also erst einmal ab, wie Mogli vom Charakter her sein wird, wenn er “ausgewachsen” ist, denn momentan gibt es für uns einfach keinen Grund, Mogli kastrieren zu lassen. Sollte es mit 3 Jahren Gründe geben, die dafür sprechen würden, dann würde zuerst nur ein Chip in Frage kommen, um zu sehen, ob die Probleme überhaupt einen hormonellen Ursprung haben. Denn wie oben bereits beschrieben, ist eine Kastration nicht immer die Lösung für alle Probleme. Wir haben das Glück, einen erfahrenen und realistischen Tierarzt an unserer Seite zu haben, der uns schon, als Mogli noch ein Junghund war gesagt hat, bevor wir ihn einfach kastrieren lassen würden, sollten wir uns erst einmal in Ruhe mit ihm beraten. Das würde ich, gerade bei einer solch wichtigen Entscheidung, auch jedem raten. Sich einen guten und vertrauenswürdigen Tierarzt zu suchen, der nicht einfach nur wegen des Geldes ohne nachzufragen operiert, denn so blöd es auch klingt, was ab ist ist ab und die Folgen können nun mal sehr unschön für Hund und Halter sein. Natürlich, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann kann eine Kastration durchaus eine Lösung sein. Man sollte sich vorher nur immer informieren, um Überraschungen vorzubeugen und sich und dem Hund unnötigen Stress zu ersparen.

 

Sind eure Hunde kastriert ?

 

Danke fürs vorbeischauen, Kira und Mogli

 

Auf diesen beiden Seiten findet ihr unter anderem einige Infos zu den Vor- und Nachteilen der Kastration, inklusive der durch sie begünstigten Krankheiten:

Die (Früh-) Kastration von Hunden

http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951