Heute räumen wir mal mit ein paar Vorurteilen auf, die es so über die Rasse Labrador Retriever gibt:
Der Labrador erzieht sich praktisch von selbst, ihn zu erziehen ist wirklich kinderleicht.
Eines der wohl größten Vorurteilen die es gibt. Und der größte Unsinn. Ja, der Labrador hat einen sehr ausgeprägten “will to please” und ist tatsächlich ein sehr kluger Hund, der gerne mit und von seinen Haltern lernt. Allerdings erkennt er daher auch schnell Schwächen in der Erziehung und kann diese unter Umständen ausnutzen. Er benötigt also früh eine konsequente Erziehung und einen klaren Platz in seinem Rudel, sonst kann man den mittelgroßen, starken Hund schon nach einigen Monaten nicht mehr gut führen und verliert die Kontrolle über ihn.
Apropos Kinderleicht – Der Labrador ist absolut Kinderfreundlich und eignet sich daher perfekt für Familien.
Kein Hund ist von Anfang an auf Grund seiner Rasse Kinderlieb. Der Labrador hat in der Regel eine sehr hohe Hemmschwelle, was bedeutet, dass ihn zum Beispiel weinende Kinder nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Aber trotzdem sollte man, wenn man Kinder hat auf seinen Hund achten und ihn vor zu viel Stress schützen. Der richtige Umgang mit Kindern sollte dem Hund in Ruhe und mit Umsicht beigebracht werden, genauso wie den Kindern der artgerechte Umgang mit dem Hund. Und Hund und kleine Kinder ohne Aufsicht in einem Raum lassen, sollte man tatsächlich generell nicht machen, da man weder Hund noch Kind so gut einschätzen kann, dass man sich sicher sein kann, dass keinem der beiden mal etwas passiert. Wenn man den Labrador aber richtig erzieht und aufpasst, dass es für den Hund nicht zu viel wird, dann kann der Labrador ein toller Familienhund werden, man darf ihn nur nicht als riesiges Spielzeug verwenden, er ist und bleibt nun mal ein Lebewesen mit einer gewissen Größe, der auch mal unabsichtlich ein Kind umrennen kann.
Labradore sind Couch-Potatos, sie brauchen nicht so viel Bewegung.
TOTAL falsch. Der Labrador ist zwar ein genügsamer Hund,bedeutet, er gibt sich Mühe auch mit wenig zufrieden zu sein, aber an sich benötigt der Labrador viel Auslauf und eine Menge an Beschäftigung wie Sportarten, Ball oder Frisbee Spiele oder Tricksen um richtg ausgelastet und beschäftigt zu sein. Der Labrador heißt nicht ohne Grund Labrador Retriever, er wurde dazu gezüchtet dem Jäger oder dem Fischer die Tiere zu apportieren, also sie zurückzubringen. Daher eignet er sich auch heute noch für die Jagt, ist aber auch ein toller Begleiter beim Wandern oder bei viele sportlichen Aktivitäten. Er ist und bleibt aber ein Arbeitshund, der daher auch viel Bewegung und sowohl körperliche als auch geistige Auslastung benötigt. Natürlich gibt es auch Labradore, die mit einer Runde am Tag zufrieden sind, aber im Allgemeinen brauchen Labradore nun mal viel Beschäftigung, sonst können sie auch gerne mal die Wohnung aus Langeweile zerlegen und eine wahre Zerstörungswut entwickeln. Wenn man den Labrador aber gut und richtig auslastet, dann kann man Zuhause natürlich auch gut mit ihm auf der Couch kuscheln. Ein ausgelasteter Labrador ist nämlich tatsächlich mit relativ wenig Wohnraum zufrieden, solange er draußen genug Platz hat, um sich zu bewegen.
Labradore sind in der Regel alle ziemlich dick.
Jein. Labradore neigen zu Fettleibigkeit, da sie kein wirkliches Sättigungsgefühl haben. Daher fressen sie wortwörtlich bis zum platzen. Deshalb liegt es in der Verantwortung des Halters, den Hund nicht dick zu füttern. Allerdings sind Labradore von Natur aus stabil gebaute Hunde, was auf ihren Ursprung zurückzuführen ist. Wer in eiskaltes Wasser springt und dort Fische fängt, der muss nicht gertenschlank sein, sondern muss ein “Fettpolster” haben. Der Labrador musste einen starken Körper haben, den er bei seiner Arbeit gut einsetzen konnte. Wenn man den Labrador allerdings gut bewegt, so dass er nach und nach eine gute Muskulatur aufbaut, und ihn dazu richtig füttert, dann hat man zwar einen starken und breiten Hund, aber fett muss ein Labrador keineswegs sein.
Labradoren bringt man etwas bei, und schon können sie es. (Auch deshalb ist die Erziehung des Labradores sehr einfach)
Es stimmt, dass Labradore allgemein als sehr klug und gelehrig gelten. Das gepaart mit ihrem bereits erwähnten ”will to please” kann dazu führen, dass sie schnell und gut lernen und sich das Gelernte auch gut einprägen, aber man sollte auch von seinem Labrador keine Wunder erwarten. Auch ein Labrador benötigt seine Zeit, um Gelerntes zu verarbeiten und es richtig umzusetzen.
Labradore sind nette Hunde, aber eigenständig sind sie nicht. Selbstständiges Denken fällt dieser Rasse oft schwer.
Das ist, wie bei jedem Hund, total Charakter abhängig. Es gibt Labradore, die bereitwillig fast alles ausführen, was ihr Halter ihnen befiehlt, doch genauso kann ein Labrador Aufgaben, die ihm gestellt werden, hinterfragen. Der Labrador ist auf keinen Fall ein stumpfsinniger Hund, der nicht in der Lage ist nachzudenken. Wie bereits erwähnt, ist er in der Regel ein äußerst kluger Hund, das Vorurteil, dass der Labrador nicht eigenständig denkt kommt meist daher, dass der Labrador so bereitwillig mit seinem Halter arbeitet und daher auch oft schnell und vertrauensvoll Befehle ausführt.
Die Labradore die nicht liebt sind, die sind oft gefährlich.
Auch wenn viele den Labrador als gutmütigen und freundlichen Hund beschreiben würden, gibt es auch Menschen, die den Labrador aufgrund seiner Größe und seines Auftretens als gefährlich einstufen bzw. die meinen, ein „gefährliches“ Exemplar kennen gelernt oder gesichtet zu haben. Natürlich gibt es auch Labradore, die diesem Ruf “gerecht werden”, und wenn ein 45 Kilo Labradorrüde mit dem labradortypischen manischen Blick auf einen zurast und sich dabei größte Mühe gibt, einer Dampflok Konkurrenz zu machen, kann ich wirklich nachvollziehen, das gerade Nicht-Hundehalter bei diesem Anblick einen Schrecken bekommen können. Und in einigen Serien über „Hundeflüsterer“ tauchen tatsächlich hin und wieder aggressive Labradore auf. Vermutlich fallen einem „aggressive“ Labradore schnell auf, da die Rasse ja weithin als absolut friedlich , ruhig und gutmütig bekannt ist. Aber bei dieser Rasse gibt es, wie bei jeder, nicht nur lieb und gefährlich. Wie ein Labrador vom Charakter her ist oder wird, entscheidet sich durch Faktoren wie Erziehung, Sozialisierung und genetische Veranlagung.
Der Labrador neigt zu gewissen Krankheiten.
Wie bei jeder gezüchteten Rasse gibt es natürlich auch beim Labrador ein paar Krankheiten, die ihn befallen können. Einige Defekte können jedoch bei einer guten Zucht “herausgefiltert” werden, und durch gesunde Elterntiere wird das Risiko für einige Krankheiten minimiert. Ob der Labrador sein Leben lang gesund bleibt liegt natürlich auch daran, ob man als Halter gut auf seinen Hund achtet und im Endeffekt spielt auch das Glück eine Rolle. Der Labrador gehört jedoch im Gegensatz zu einigen anderen Rassen nicht zu denen, die überzüchtet wurden, was bedeutet, dass bei ihm nicht wie Beispielsweise beim Mops so sehr auf das Äußere geachtet wurde, dass die Gesundheit (die Nase und die damit verbundenen Gesundheitlichen Probleme für den Mops) in den Hintergrund gerückt sind . Der Labrador wurde zwar wie alle Rassen verändert und “optimiert” (aus der Sicht der Züchter), allerdings nur zu einer bestmöglichen Gesundheit hin, nicht zu einem ungesunden Äußeren. Der heutige Labrador gleicht seinem Vorfahren sehr, es wurden keine großen Veränderung angestrebt. Natürlich gibt es bei dem Thema Überzüchtung immer wieder schwarze Schafe, aber auch hierbei ist wieder der zukünftige Halter in der Verantwortung, sich zu informieren und einen seriösen Züchter aufzusuchen.
Also: Der Labrador ist ein absolut toller Hund und ich schätze viele seiner rassespezifischen Eigenschaften, aber der Labrador ist nun mal kein sich von selbst erziehender großer Teddybär, der nur auf der Couch liegt und lieb zu Kindern ist. Mit einer guten Erziehung kann der Labrador zu einem tollen Familienhund und einem tollen Begleiter werden, aber kein Hund wird das ganz von alleine schaffen. Und diese Vorurteile werden dem Labrador leider oft zum Verhängnis. Denn wer schafft sich schon nicht gerne einen Hund an, der sich praktisch von allein erziehen kann und bei dem man sich keine Sorgen um die Kinder machen muss. Und dann stellt sich heraus, dass der kleine Welpe viel zu schnell zu einem aktiven und kräftigen Junghund heranwächst, den man nicht mehr halten kann, der in der Familie total unterfordert ist und dem nie jemand feste Regeln beigebracht hat. Und dann wird um jeden Preis versucht, den Hund im Internet zu verkaufen, weil man ja leider keine Zeit für ihn hat, da er einfach zu anspruchsvoll ist. Wie gesagt, ich bin ein wirklicher Fan dieser Rasse, schon vor Mogli und nun noch mehr, da ich so viele ihrer Facetten zu schätzen gelernt habe, aber man sollte sich einfach im Klaren darüber sein, dass der Labrador kein Schoßhund ist, den man nur 1 mal am Tag kurz in den Garten lassen muss, damit er sein Geschäft verrichten kann. Wenn mir jemand sagt, ich hätte ja einen gut erzogenen Hund, aber das wäre ja klar bei der Rasse, werde ich fast schon wütend, denn bei Mogli hat sich nichts von selbst gemacht, denn hinter dem Hund der er heute ist steckt jede Menge Arbeit und hartes Training, viel Recherche, Hundeschule, Übungen und Wiederholungen, Der Labrador ist ein toller Hund, aber er ist kein “einfacher” Hund, wenn es den denn überhaupt gibt. Wie bei allen anderen Rassen muss man schauen, ob seine Art des Denkens und sein Charakter zu einem passen, damit man ein gutes Team bilden kann und so einen tollen Hund erziehen kann. Denn ist man sich bewusst, dass mit dem Labrador ein sportlicher, verfressener, liebenswürdiger Chaot bei einem einziehen wird, dann kann der Labrador einem sehr viel Freude bereiten und weiß man seine Art zu schätzen, macht er einem die Erziehung in ein paar Punkten vielleicht nicht unbedingt einfacher, aber spaßiger auf jeden Fall.
Gibt es bei euren Hunden auch Vorurteile über ihre Rasse, die aus eurer Sicht überhaupt nicht stimmen ?
Danke fürs vorbeischauen, Kira und Mogli