Der Hund in der Pubertät – gibt es das eigentlich ?

Nicht Hundehalter schauen einen schon mal verwundert an, wenn man ihnen von der Pubertät seines Hundes berichtet. “Wie, der kommt in die Pubertät? Gibt es das bei Hunden auch?” ja, denn die Pubertät bezeichnet ja im Allgemeinen nur eine Phase, die der heranwachsende Mensch oder aber der Hund durchleben (muss). Pubertät ist jedoch weder ein Ammenmärchen noch eine Ausrede von Hundehaltern, um das Benehmen ihrer Lieblinge zu entschuldigen, in der Pubertät passiert tatsächlich so einiges im Kopf. Es geschieht eine Art Umbau des Gehirns. Hier eine kleine Zusammenfassung ohne Gewähr, da ich natürlich keine Biologin bin:

In der Pubertät werden zum einen viele neue Nervenzellen miteinander verknüpft, wofür einige andere verschwinden. Es herrschen also Umbauarbeiten, und diese wirken sich unter anderem stark auf das Kontrollzentrum des Gehirns aus. Das führt dann zu Entscheidungsschwächen, plötzlichem Gefühlsumschwung oder akuter Vergesslichkeit.

Das Bewertungszentrum des Hundes vergrößert sich in der Pubertät und reagiert daher viel empfindlicher als noch in der Welpenzeit. Auch der Teil des Gehirns, in dem sich das Belohnungssystem befindet, ist in dieser Zeit ebenfalls im Umbau und funktioniert auf einmal ganz anders. Daher kann es passieren, dass ein Hund Situationen, die er als Welpe spannend und schön gefunden hat, nun nicht mehr gut findet.

In der Großhirnrinde werden Synapsen (die Stelle einer neuralen Verknüpfung, über die eine Nervenzelle in Kontakt zu einer anderen Zelle steht) abgebaut. Die Großhirnrinde ist unter anderem für die Planung von Handlungen und für kognitive Prozesse zuständig. Zudem wird der präfrontale Kortex der Großhirnrinde in der Pubertät kleiner. Er ist für die emotionale Bewertung zuständig. Dies kann in der Pubertät dazu führen, dass der Hund Situationen ganz anders wahrnimmt, als noch in der Welpenzeit.

Zudem funktioniert in der Pubertät der Neurotransmitter Dopamin, das “Glückshormon” anders.  Er fungiert als eine Art Belohnungssystem für den Hund.Dies wirkt sich ebenfalls auf das Verhalten des Hunds aus, da das Belohnungssystem in dieser Zeit einfach anders und ungewohnt funktioniert. Es kann also vorkommen, dass der Hund bei einem Lernerfolg kein “Glück” mehr verspürt und deshalb das Interesse an vorher spannenden und für ihn guten Dingen oder Handlungen verliert und sich auf die Suche nach Neuem begibt, damit das Belohnungssystem wieder “aktiviert” wird.

Also ganz einfach zusammengefasst. Im Gehirn des Hundes herrscht zu dieser Zeit ein großes Chaos, da das Gehirn mit den Veränderungen überfordert ist und diese nicht sofort verarbeiten kann. Das hilft  einem als Hundebesitzer vielleicht nicht unbedingt weiter, beweist aber, dass der Hund nicht auf einmal ungehorsam ist, weil er einfach nicht will und “bockig” ist, sondern weil er vielleicht einfach total überfordert und unsicher ist. Natürlich ist auch eine Pubertät kein Freifahrtschein für alles, was dem Hund so an Untaten einfällt, aber es ist eine Begründung dafür, dass der junge Hund wieder in Verhaltensweisen verfällt, die man im Welpenalter versucht hatte zu unterbinden. Hundehalter, die bereits Kinder großgezogen haben, wissen ja, wie sich  menschliche Pubertiere verhalten und so kann das bei den pelzigen Pubertieren nun mal auch ablaufen. Der tolle Unterschied, die Pubertät dauert beim Hund normalerweise nur ein paar Monate, während  Teenager das Ganze ja deutlich länger durchmachen. (Und Hunde schlagen in der Regel nicht wutschnaubend die Zimmertür zu)

Man sollte während der Pubertät einfach darauf achten, einen guten Mittelweg zwischen Konsequenz und Mitgefühl zu finden. Den natürlich ist es wichtig, dem Hund nicht alles durchgehen zu lassen und ihm auch in dieser Phase seines Lebens zu zeigen, wer der “Herr im Haus” ist und dass man als Halter nicht alles mit sich machen lässt. Aber den Hund in der Pubertät dauernd zu zwingen, sich 24/7 gut zu benehmen, ohne dass man ihm die Möglichkeit bietet, sich seinem Kopfchaos auch mal hinzugeben, ist (meiner Meinung nach) auch schädlich und führt nur zu Frust bei Hund und Halter. Dabei meine ich nicht, dem Hund zu erlauben, beim Training einfach nicht zu gehorchen, aber den Hund hin und wieder einfach mal in Ruhe über eine Wiese rennen zu lassen,ohne von ihm sein bestes Benehmen zu erwarten, tut vielleicht sowohl Hund als auch Halter ganz gut.

Und auch der schlimmste Tag mit einem waschechten Pubertier (ich spreche aus Erfahrung, es kann einem den letzten Nerv rauben) dauert nur 24 Stunden, die Monate gehen schneller rum als man denkt und auch diese Phase ist irgendwann vorbei.

 

Waren eure Hunde schon in der Pubertät? Wie war das ganze für euch? Und habt ihr irgendwelche Geheimtipps für diese Zeit?

 

Danke fürs vorbeischauen, Kira und Mogli