Diebstahl auf höchstem Niveau

Mogli ist ein Dieb.

Er stiehlt, und zwar mit großer Vorliebe Dinge, die sich auf unseren Anhöhen befinden. Dass er eine verwirrend stark ausgeprägte Affinität gegenüber den Gegenständen, die wir im Alltag so benutzen hat, ist uns schon seit seinem Einzug hier klar. Es dauerte nur eine Woche, da rannte er mit einem meiner Bhs durch die Gegend und ließ alles mitgehen, was er auf dem Boden finden konnte.

Doch jetzt ist er knapp 50 cm hoch und scheint fast nur aus seinen langen und dünnen Beinen zu bestehen. Bedeutet für uns, er kommt inzwischen an fast alles heran. An unseren Esstisch, an die Arbeitsplatte in der Küche, an die Waschbecken, an unsere Schreibtische und an sämtliche Regale. Und auf denen steht nun einmal viel herum, das aus Moglis Sicht gerade zu darum bettelt, von ihm verschleppt und zerfleischt zu werden. Wer jetzt altklug sagen will, wir müssten halt besser auf unseren Hund achten und alles gut verstauen, dem kann ich sagen, dass wir uns schon nach Kräften bemühen, alles gefährliche aus seiner Reichweite zu schaffen. Aber genug Stauraum für jede Kleinigkeit haben wir nun einmal nicht und außerdem soll der Hund ja auch lernen, dass Gebiete wie der Tisch für ihn tabu sind, besonders wenn der entsprechende Hund dermaßen verfressen ist, dass er sämtliche Lebensmittel die dort stehen einfach sekundenschnell inhaliert. Aber Mogli hat eh seine eigene Ansicht zu dem, was essbar ist. Unzählige Flaschen hat er schon verbissen und Tupperdosen (die Mütter unter euch werden nun die Hände über den Kopf zusammen schlagen) hat er in Einzelteile zerlegt. Für die Zerstörung unserer Wertgegenstände hat der Rabauke nämlich ein erstaunliches Talent, er reißt die Dinge nicht einfach auseinander, er zerschreddert sie, damit wir auch keine Möglichkeit haben, sie wieder zusammenzuflicken. Dass er genug Spielsachen besitzt, ist ihm hierbei so was von schnurzegal. Viel spannender ist es doch, etwas zu stehlen und sich dann diebisch zu freuen, wenn Herrchen oder Frauchen entdecken, dass es nicht mehr an seinem angestammten Platz ist. So die Mogli-Logik. Er geht jedoch noch einen Schritt weiter und ist der festen Überzeugung, wir würden es sicher begrüßen, das er uns dabei hilft, unsere Wohnung umzugestalten. Zumindest lässt das sein stetes Schwanzwedeln vermuten, wenn man ihn auf frischer Tat ertappt.

Mogli hat schon vieles mitgehen lassen. Und wenn sein lautes Kauen ihn nicht oft verraten würde, hätten wir vermutlich von all dem nur noch kleine Stücke vorgefunden.Er stahl schon sämtliche Kleidungsstücke, er hegt eine Vorliebe für stinkende Sportschuhe, Dosen, Verpackungen, Klorollen und Klopapier, Wischweg, Kissen, Decken, meine Weihnachtsdeko, Aufladekabel, ein Feuerzeug, Bücher, die unverschämt teuren Kopfhörer meines Freundes und Unmengen anderen Krimskram. Er aß meinem Freund sein Frühstück weg, als dieser sich nur eine Minute aus dem Zimmer wagte, stahl eine ganze Packung Frischkäse und verschlang es klammheimlich. Er plünderte schon etliche Male den Mülleimer, was übrigens dazu führt, dass diese jetzt Hüfthoch stehen und alle verschlossen werden können. Den Höhepunkt fand seine Stehlerei, als er vor einigen tagen versuchte, unsere gläserne Kaffeekanne aus der Maschine zu stehlen. Die fiel ihm jedoch hin und zersprang natürlich in tausende von Scherben, die ich darauf hin aufsammeln durfte. Bei all seinen Raubzügen sind wir natürlich im Endeffekt nur froh darüber, dass er sich bis jetzt nichts ernstes getan hat. Wir arbeiten momentan einfach stark daran, dass Mogli lernt, seine Energieschübe an seinen Spielsachen oder Kaustangen abzuarbeiten und nicht an unserer Wohnung. Klar ist es nicht gerade toll, wenn man dem Rabauken dauernd hinterher rennt, aber dieses Verhalten bessert sich langsam und auch wenn wir ihn direkt nach seinen Taten oft nur zu gerne erwürgen würden, können wir meistens ein paar Tage später nur darüber lachen und verzeihen ihm so gut wie immer alles viel zu schnell. Da kann es schon mal hilfreich sein, wenn man den Hundeblick schon auf Kommando beherrscht und genau weiß, wie man seine Menschen wieder einmal spielend leicht manipulieren kann.

 

Kira und Mogli